Schulvernetzungstagung im Superwahljahr 2024: Stimmen von Teilnehmenden

Politische Bildung, Didaktik, Methoden

Lehrerinnen und Lehrer an sächsischen Schulen stehen angesichts der 2024 in Sachsen stattfindenden Landtagswahl, den Kommunal- und Gemeinderatswahlen sowie der Europawahl vor vielen Fragen: Wie lässt sich das Thema Wahlen im Unterricht umsetzen? Welche Rolle kann Schule hier grundsätzlich einnehmen? „Demokratie ist Entscheidung: Das Wahljahr 2024“ war Titel der 5. Vernetzungstagung „Schule im Dialog Sachsen“ der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung (SLpB), die am 01.02.24 in Dresden stattfand. Hier finden Sie Statements von Teilnehmenden und Referent:innen der Tagung.

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Melanie Illert, Lehrerin: „Mein Anliegen ist, Projekte sehr schülernah anzugehen und bei der Wertevermittlung die Initiative der Kinder und Jugendlichen zu stärken. Da bietet gerade Peer-Education großartige Möglichkeiten für Schülerinnen und Schüler, sich zu beteiligen. Gut fand ich zum Beispiel das Projekt der Aktion Zivilcourage „Ich bin wählerisch“. Das kommt an die Schulen – mit dem Konzept, dass Schüler und Schülerinnen sich untereinander vernetzen und unterstützen. Grundgedanke ist, dass wir als Lehrkräfte nicht von oben Projekte reingeben, sondern dass die Schüler von sich aus aktiv werden.“
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Julius Mütze, Lehrer: „Ich hatte heute vor allem Impulse für den Unterricht erwartet, unterrichtsnahe Praxisbeispiele. Jetzt nehme ich aber mit, dass ich viel mehr auch in die externe Arbeit auslagern kann – also an externe Partner, um Demokratieerziehung zu betreiben, und dass ich mir da künftig auch Hilfe holen werde.“
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Solveig Schröder, Lehrerin: „Ich unterrichte an einem Berufsschulzentrum (BSZ) und habe im Unterricht zunehmend auch Migrantinnen und Migranten. Als wir vor kurzem im Unterricht über die Demonstrationen gegen rechts gesprochen haben, die im Moment bundesweit stattfinden, habe ich auch immer die migrantische Perspektive thematisiert. Ich finde es wichtig, möglichst viele Schülerinnen und Schüler dafür zu sensibilisieren. Im Unterrichtsraum habe ich zwar niemals das Gefühl, dass das Miteinander nicht funktioniert. Aber Fakt ist, dass Migranten mir unter vier Augen sagen, dass sie Angst haben, hier in Sachsen zu leben. Oder sie deuten zumindest an, dass es auch in der Schule nicht so ein tolles Miteinander ist, wie ich immer fühle. Und das bewegt mich schon.“
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Desiree Mütze, Lehrerin: „Ja, ich habe heute gelernt, Mut zu beweisen, Kritik zu formulieren und viele außerschulische Bildungspartner und –partnerinnen mitzunehmen. Und offen gegenüber Neuem und anderem zu sein!“
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Marko Meier, Lehrer: „Oh ja! Meine Bedenken sind beseitigt worden. Ich mache mir jetzt nicht mehr ganz so viele Sorgen, was passieren könnte. Das liegt daran, dass ich einfach merke, dass es ganz viele engagierte Leute gibt, die sich da eindeutig positionieren und bereit sind, für die Demokratie einzustehen. Das hilft mir sehr.“
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Ralf Seifert, Sächsisches Staatsministerium für Kultus: „Aus meiner Sicht muss man, um eine kontroverse Diskussion zu erzeugen, nicht alle Facetten einer Thematik ablichten. Sondern es reicht, wenn man über eine wirklich gute, ausgewogene Vorbereitung unterschiedliche Perspektiven aus dem gesamten Meinungsspektrum sichtbar macht. Wichtig ist es, das jeweilige Thema mehrperspektivisch zu betrachten und den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu geben, eigene Bewertungen herzustellen.“
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Felix Kollender, Lehrer: „Es ist wichtig, die Handlungskompetenz der Schülerinnen und Schüler zu fördern. Es geht erst einmal darum, dass sie herausfinden, was sie wollen – und wie und wo sie das umsetzen können. Dann müssen sie lernen, ihre Interessen zu vertreten, und das auch mit Nachdruck. Dafür gibt es viele Möglichkeiten: Sie können sich in Debatten einbringen oder Veranstaltungen besuchen, um zu sehen, wie Demokratie gelebt wird. Meine Erfahrung ist: Schüler und Schülerinnen entwickeln ein gutes Verhältnis zur Demokratie, wenn sie sehen, dass sie eigene Wirkungsmacht haben. Der außerschulische Lernort hat dabei aus meiner Sicht einen sehr großen Wert.“
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Eva Schwarz, Antonio-Amadeu-Stiftung: „TikTok hat Funktionsweisen, die eine fortschreitende Radikalisierung unterstützen. Man spricht deswegen auch von einem Rabbit-Hole*. Der Algorithmus von TikTok ist erstmal eine Blackbox. Niemand weiß so genau, wie der tatsächlich funktioniert. Was man aber weiß: Je länger ich ein Video gucke, desto eher spielt mir der Algorithmus ähnlichen Inhalt in meinen Feed. Feed – das ist das, was man als Nächstes angezeigt bekommt. Der Algorithmus funktioniert einerseits über Inhalte, andererseits über Akteurinnen und Akteure. Wenn ich mir also beispielsweise demokratiefeindlichen Kontext bei TikTok anschaue, werden mir tendenziell immer mehr solche Inhalte in meinem Feed angezeigt. Man spricht in der Medien- und Kommunikationswissenschaft von einer Art Echokammer. Das heißt, ich bekomme immer nur meine eigene Meinung gespiegelt. Kontroversität findet in solchen Netzwerken tendenziell wenig statt.“ *übersetzt: „Kaninchenbau“ – in Anlehnung an die Geschichte von Alice im Wunderland
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Felicitas Koch, Sächsische Jugendstiftung: „Es gibt verschiedenste Plattformen, auf denen ich mich als Lehrerin oder Lehrer über außerschulische Partner informieren kann. Eine gute Möglichkeit ist das Schulportal. Auch das Landesamt für Schule und Bildung informiert über Kooperationen mit außerschulischen Institutionen. Es gibt die große Plattform „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ vom Land Sachsen, wo verschiedenste Angebote auch zum Thema Demokratiebildung zusammengefasst sind. Und natürlich ist es auch ganz wichtig, eine Veranstaltung wie die heutige zu nutzen, um außerschulische Bildungseinrichtungen kennenzulernen – und sich mit Kollegen und Kolleginnen von anderen Schulen über ihre Erfahrungen auszutauschen und diese für sich nutzen zu können.“

Den Tagungsbericht mit Eindrücken von der Podiumsdiskussion und den Themenräumen zur Vertiefung finden Sie in Teil 1 des Blog-Beitrags.

Bei der 5. Vernetzungtagung des Programms „Schule im Dialog“ in der SLpB. Fotos: Sebastian Winterscheid.

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