Unser Staat soll die politische Heimat aller Bürger und Bürgerinnen sein. Daher ist es der Landeszentrale ein besonderes Anliegen, Bildungsgelegenheiten anzubieten, die dabei helfen, die Prinzipien der Demokratie selbstbestimmt zu verinnerlichen und auch in anspruchsvollen Situationen im eigenen Handeln zum Ausdruck zu bringen. Die dafür erforderliche Bereitschaft und Fähigkeiten bilden sich dann, wenn Menschen so weit gestärkt werden, dass sie bereit sind, für ihre Sichtweisen wirklich Verantwortung zu übernehmen, und fähig sind, die Sichtweisen anderer zu respektieren, selbst wenn sie diese nicht gut heißen.

Raus aus der Schublade - Einladung zum Perspektivenwechsel

Ob in der Familie, in der Schule, im beruflichen Alltag oder generell in unserer Gesellschaft - miteinander zu reden fällt leicht, wenn wir einer Meinung sind. Treffen jedoch verschiedene Einstellungen, Haltungen oder Traditionen aufeinander, scheitern viele Gespräche. Inhaltliche Diskussionen werden schnell abgebrochen oder arten in Streit aus, eskalieren manchmal sogar.

Unsere Demokratie braucht jedoch eine gute Diskussionskultur. „Demokratie ist die einzige politische Grundordnung, die gelernt werden muss – immer wieder, tagtäglich und bis ins hohe Alter“. (Oskar Negt, Soziologe und Philosoph)

Wir laden daher ein – zu „Kopfstand“ statt Aufstand, zu einem Perspektivenwechsel, der vieles auf den Kopf stellt und von einer anderen Seite betrachtet. Eben zu einem: Raus aus der Schublade! Heraus aus „Schubladen“, in die wir von anderen gesteckt werden und auch heraus aus denen, in die wir oft genug andere hineinstecken. Zum Beispiel, wenn es gegensätzliche Positionen zu einem Thema, bzw. einer getroffenen Entscheidung gibt: Soll ich einer Freundin oder einem Freund in Not helfen, wenn ich dafür lügen muss? Soll jemand beim Erste Hilfe leisten das eigene Leben riskieren?

Moral lässt sich trainieren - Dilemma-Diskussion in Sachsen

Das Bildungsprojekt „Einladung zum Perspektivenwechsel“ nutzt dafür unter anderem die Methode der Dilemma-Diskussion. Anhand für die jeweilige Gruppe ausgewählter Entscheidungssituationen (Dilemmata) wird ein „Prozess wechselseitigen Verständlichmachens voneinander abweichender Einstellungen, Eigenschaften oder Gefühle“ (Peter Remmers) in Gang gesetzt. Es findet so in der Regel ein besonders fruchtbarer Austausch von Gründen und unterschiedlichsten Argumenten über die Frage statt, was moralisch „richtig“ ist.

Das DDiS-Bildungsprojekt (Dilemma-Diskussion in Sachsen) zielt nicht auf die Herstellung von moralischer Übereinstimmung, sondern bietet interessierten Bürgerinnen und Bürgern ein unmittelbares Demokratieerleben und konkrete Handlungsoptionen zum selbstbestimmten Einüben, Orientieren und Nachvollziehen. Gerade weil das wichtigste Amt in der Demokratie das Amt eines jedes mündigen, engagierten und verantwortlich handelnden Staatsbürgers ist. Das DDiS-Bildungsprojekt nutzt unterschiedliche methodische Elemente und lädt dabei immer wieder zu Perspektivenwechseln ein.

„Moral ist ein Muskel“ - Beitrag von Frank Richter zum Projekt in unserem Blog 

Was macht die Dilemma-Diskussion als Bildungsmaßnahme so wirksam?

  • Sie berücksichtigt moderne didaktische Prinzipien und wichtige Erkenntnisse der Lernforschung.
  • Sie ermöglicht "risikoloses Probehandeln" mit realitätsnahen edukativen Dilemma-Geschichten.
  • Sie bietet die eindrückliche Erfahrung eines gelingenden Gruppenprozesses mit vielfältigen Mitdenk- und Mitmachimpulsen.
  • Sie sensibilisiert für ethisch-moralische Fragen und stärkt das Selbstbewusstsein der Teilnehmenden.
  • Sie hinterfragt eigene Denkmuster und gewohnheitsmäßige Handlungsstrategien.
  • Sie trainiert den wertschätzenden Umgang mit Andersdenkenden und fremden Sichtweisen.
  • Sie erweitert den Wahrnehmungshorizont durch überraschende Perspektivenwechsel.
  • Sie stärkt die moralische Urteils- und Diskursfähigkeit der Teilnehmenden.

Welche Veranstaltungsformate werden im DDiS-Projekt angeboten?

  • Workshop „Einladung zum Perspektivenwechsel“ für unterschiedliche Gruppen  mit jeweils ausgewählter Dilemma-Geschichte (Dauer und Inhalte in Absprache mit der Projektleiterin). Als ausgesprochen gruppenorientierte Methode sollte eine Teilnehmerzahl von 14 Personen möglichst nicht unterschritten werden.
  • Folgende Angebote / Weiterbildung für Pädagogen, politische Bildner, unterschiedliche Multiplikatoren:

  • Dilemma-Diskussion mit anschließendem Austausch über die Methode und die Voraussetzungen ihrer Wirksamkeit
  • Workshop/Weiterbildungsangebot mit Möglichkeit, eigene Dilemma-Erlebnisse z.B. für den Unterricht aufzubereiten.
  • Ergänzende Einzelmodule (halb- oder ganztägige Veranstaltung), z.B.: Schreibwerkstatt für semireale Dilemma Geschichten, Didaktische Prinzipien und Methodenvergleiche, Qualitätssicherung: Vorstellung eines Messinstruments zur selbstgesteuerten wissenschaftlichen Evaluation