Europa im Bann Napoleons

Am Anfang des 19. Jahrhunderts stand Europa im Bann Napoleon Bonapartes (1769-1821). Der junge General läutete in der Französischen Republik mit einem Staatsstreich (10.11.1799) und seiner darauffolgenden Ernennung zum ersten Konsul am 24. Dezember 1799 ein neues Zeitalter ein. Die Ideen der Französischen Revolution - Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - sollten exportiert werden. Dies brachte für Europa auch Krieg, Hunger und Elend mit sich.

Die erste Koalition gegen Frankreich

Bereits einige Jahre zuvor hatten die europäischen Monarchen die Gefahren der Französischen Revolution erkannt, die ein Verfassungsstaat und die Idee einer Bürgernation für sie barg. So entstand die erste Koalition gegen Frankreich. Sie sollte die Revolution eindämmen oder besser noch umkehren und restaurativ wirken. Mit der Pillnitzer Deklaration beschlossen Preußen und Österreich 1791 ein gemeinsames Vorgehen gegen Frankreich, das am 20. April 1792 mit einer Kriegserklärung an Österreich reagierte. Preußen und weitere deutsche Staaten schlossen sich frühzeitig der Koalition an. Nach der Abschaffung des Königtums in Frankreich und der Hinrichtung König Ludwigs XVI. am 21. Januar 1793 traten nach und nach weitere europäische Mächte, unter anderem Großbritannien, in den Krieg gegen die Französische Republik ein. Dieser Erste Koalitionskrieg endete mit dem Sieg Frankreichs im Frieden von Campo Formio 1797. Österreich musste auf Belgien und die Lombardei verzichten, die zusammen mit den linksrheinischen deutschen Territorien an Frankreich fielen.

Der zweite Koaltionskrieg/ Erster Napoleonischer Krieg

Nur kurze später hatten sich unter anderem Großbritannien, Russland und Österreich zum Zweiten Koalitionskrieg (auch Erster Napoleonischer Krieg, 1798-1802) gegen das revolutionäre Frankreich zusammengeschlossen. Unter der Führung Napoleons blieben die französischen Truppen insgesamt siegreich. Der Separatfrieden von Lunéville (1801), der die Abtretung der linksrheinischen deutschen Territorien bestätigte, bildete die Grundlage für den Reichsdeputationshauptschluss (1803), der die Entschädigung der betroffenen weltlichen Fürsten zum Gegenstand hatte. Zu diesem Zweck wurden die geistlichen Staaten unter der Herrschaft von Bischöfen und Äbten im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation aufgelöst beziehungsweise säkularisiert/verweltlicht. Der überwiegende Teil der Reichsritter und Reichsstädte wurde mediatisiert. Hierdurch wurden mittelgroße Staaten in Süddeutschland gestärkt, die Österreich schwächen sollten aber dennoch klein genug waren, um Frankreich nicht gefährlich zu werden.

Der dritte Koalitionskrieg/ Zweiter Napoleonischer Krieg

1803 flammte der Krieg zwischen Großbritannien und Frankreich, begünstigt durch die französische Hegemonialpolitik, erneut auf. Das mit Großbritannien verbundene Kurfürstentum Hannover wurde von Frankreich besetzt. Napoleon, der sich am 2. Dezember 1804 selbst zum Kaiser krönte, plante eine Invasion Großbritanniens. Die Briten gewannen jedoch die wichtige Seeschlacht von Trafalgar (21.10.1805) und konnten somit eine Invasion Großbritanniens im Keim ersticken. Ein alliiertes Bündnis, das am 11. April 1804 geschaffen wurde, verfolgte das Ziel, Frankreich wieder in die Grenzen von 1792 zurückzudrängen. Neben Großbritannien und Russland schlossen sich später Schweden, Österreich und Neapel an. Auch Napoleon schuf in diesem Zweiten Napoleonischen Krieg (Dritter Koalitionskrieg) ein Bündnis bestehend aus Frankreich, Baden, Bayern, Hanau und Württemberg. Preußen blieb neutral. Österreich musste sich nach schweren Niederlagen um Ulm zurückziehen und so rückte Napoleon auf Wien vor. Bei der Dreikaiserschlacht von Austerlitz besiegte er mit seinem Heer die Truppen der österreichischen und russischen Armee und diktierte ihnen den Frieden von Pressburg (heute Bratislava/Slowakei). Unter anderem wurden durch diesen Frieden die Weichen für den späteren Rheinbund gelegt, was das Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation einläutete.

Der vierte Koalitionskrieg

Der Friede von Pressburg hatte auf den Krieg zwischen Frankreich mit seinen Verbündeten gegen Großbritannien und Russland keinen direkten Einfluss. Napoleon versuchte, Großbritannien einen Friedensvertrag abzuringen, indem er unter anderem anbot, Hannover zurückzugeben. Preußen sah dies als Bedrohung und rüstete zum Krieg. Es kam schließlich zum Bündnis mit Russland, Großbritannien und Schweden. Trotz der preußischen Hoffnung, den Krieg vermeiden zu können, führte der Weg in den Vierten Koalitionskrieg. Lediglich Kursachsen und Sachsen-Weimar traten der Allianz von deutscher Seite bei. Friedrich Wilhelm III. von Preußen forderte Napoleon am 1. Oktober 1806 auf, seine Truppen hinter den Rhein zurückzuziehen, dies kam einer Kriegserklärung gleich. Aus den Schlachten von Jena und Auerstedt (10.-14.10.1806) ging Napoleon als überragender Sieger hervor. Anschließend zog er nach Berlin. Der preußische König floh daraufhin mit seinem Hof nach Ostpreußen. Bereits am 24. Oktober 1806 war Berlin französisch besetzt.

Angesichts dieser Lage wechselte Sachsen am 11. Dezember 1806 die Seiten und stellte Frankreich Hilfstruppen für dessen Polenfeldzug. Im Gegenzug wurde Sachsen zum Königreich erhoben. Napoleon marschierte bis zur Weichsel und bezog in Warschau Winterquartier. Bereits am 7. Februar rangen russisch-preußische Truppen den Franzosen in der Schlacht bei Eylau ein Unentschieden ab. Nachdem die meisten preußische Festungen an Frankreich gefallen waren, entbrannte ein harter Kampf um Kolberg, was verteidigt werden konnte. Die Niederlage der russischen Armee bei Friedberg (14.8.1807) leitete den Frieden von Tilsit (7.7.1807) ein und das Ende des Vierten Koalitionskrieges gegen Napoleon. Zwischen Russland und Frankreich kam es zu einem Freundschaftsabkommen, welches sich auf Gebietsversprechen beider begründete. Für Preußen war der Frieden von Tilsit jedoch ein Desaster. Es verlor alle Gebiete westlich der Elbe und die polnischen Teilungsgebiete fielen an das neue Herzogtum Warschau, welches an das sächsische Königreich angegliedert wurde. Somit verlor Preußen nahezu die Hälfte seines Gebietes und musste zusätzlich hohe Reparationszahlungen leisten.

Der fünfte Koalitionskrieg

Während des spanischen Unabhängigkeitskrieges (1807-1814) entstand 1809 die fünfte Koalition gegen Napoleon. Er benötigte seine Truppen auf der iberischen Halbinsel, um den Aufstand niederzuschlagen. Österreich erkannte diese Gelegenheit und erklärte, auch um eine drohenden Staatsbankrott abzuwenden, am 9. April 1809 Frankreich den Krieg (Fünfter Koalitionskrieg). Österreich eröffnete zunächst eine Front gegen Bayern und marschierte in das Herzogtum Warschau ein. Nach der Überquerung der Alpen nach Süden wurden die Österreicher rasch zurückgedrängt, sodass sie sich bereits Ende April 1809 wieder in der Defensive befanden und Wien sogar im Mai 1809 von französischen Truppen eingenommen wurde. Im Anschluss verlor Napoleon die Schlacht bei Aspern gegen die Österreicher, was den Mythos der Unbesiegbarkeit der französischen Armee schmälerte, aber nicht unbedingt brach. In den folgenden Wochen sammelte Napoleon fast 190.000 Mann an der Donau, die er am 5. und 6. Juni in der Schlacht von Wagram siegreich gegen die Österreicher ins Feld schickte. Die Besiegten mussten sich zurückziehen und erbaten am 11. Juli 1809 einen Waffenstillstand, der einen Tag später in Znaim vereinbart wurde. Am 14. Oktober 1809 folgte der Frieden von Schönbrunn. Unter anderem musste Österreich Reparationen an Frankreich zahlen und Gebiete abtreten. Es verlor auch seinen Zugang zum Meer.

Um die neuen Verhältnisse auf ein dauerhaftes Fundament zu stellen, wurde die Tochter des österreichischen Kaisers Marie Louise am 11. März 1810 mit Napoleon verheiratet. Das französische Imperium hatte sich zu diesem Zeitpunkt zur europäischen Hegemonialmacht ausgebildet. Lediglich die Großmächte Großbritannien und Russland zählten nicht zum Machtbereich Napoleons in Europa.