Was bringt die Zukunft?

Keine bescheidene Frage für einen Webtalk zur Abendbrotzeit. Das Zentrum für Internationale Studien und das Institut für Geistiges Eigentum, Technik- und Medienrecht der TU Dresden, die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung und die Bibliotheken der Stadt Dresden haben sich zusammengetan, um in einer Veranstaltungsreihe den glokalen Trends des 21. Jahrhunderts nachzuspüren.

„Glokal“ ist kein Tippfehler, es beschreibt das Zusammenspiel globaler Entwicklungen und ihrer lokalen Auswirkungen. Eigentlich sollten die glokalen Trends im analogen Podiumsformat thematisiert werden, nun hat die glokale Realität die Veranstaltungsreihe eingeholt: Covid-19-bedingt wird vorerst im Web getalkt.

Land unter oder Land in Sicht?

Unter dem Titel „Land unter oder Land in Sicht? – Energie und Ressourcennutzung im Kampf gegen den Klimawandel“ diskutieren am ersten Abend Stefanie Langkamp, Expertin für Kohle- und Energiepolitik von der Klima-Allianz Deutschland und Prof. Dr. Dominik Möst, Wirtschaftsingenieur mit dem Schwerpunkt Energiewirtschaft von der TUD. Der Fokus liegt auf dem Thema Energie und Ressourcen, aber das Thema Geld zieht sich wie ein roter Faden durch den Abend.

Erster Kostenpunkt: der Kohleausstieg bis 2038. Der Bund zahlt den Betreibern vier Milliarden Euro für die Stilllegung von Kohlekraftwerken. Für Langkamp keine saubere Lösung, solange weiterhin gebaggert wird und ganze Dörfer verschwinden. Dabei wäre der teure Deal gar nicht nötig, meint Möst: die Betreiber würden die Kraftwerke schon weit vor 2038 herunterfahren, wenn die Emissionskosten nur hoch genug wären. In Großbritannien könne man sehen, wie gut dieses Steuerungsinstrument greift.

Der Klimawandel wird richtig teuer!

Die Umstellung auf erneuerbare Energien ist finanzierbar, kalkuliert man 400 Euro pro Person pro Jahr auf die nächsten 20 Jahre, so Möst. Langkamp rechnet noch Kohlesubventionen und externe Kohlekosten wie Gesundheitsschäden, Grundwasserabsenkungen und Landschaftszerstörung gegen. Bei dieser Gesamtsicht ist die Umstellung auf erneuerbare Energien ein wirtschaftliches Gebot, zumal „der Klimawandel richtig teuer wird!“

Ein weiterer Aspekt: Die   technologische Vorreiterrolle würde sich für Deutschland wirtschaftlich lohnen. Der Ausbau der Erneuerbaren ist jedoch kein finanzielles Problem, sondern stößt an andere Grenzen: „Das Stromnetz ist die Achillesferse der Energiewende.“, so Möst.

Abschließend die Frage, ob nun „Land unter oder Land in Sicht?“ sei. Langkamp befindet, wir müssten positiv denken. Dafür sprächen lokale und beteiligungsorientierte  Lösungsmodelle, reale kleine Schritte und die weltweite Klimabewegung. Nichtsdestotrotz seien die Herausforderungen riesig und Regierungen wie die von Trump und Bolsonaro würden alle Bemühungen konterkarieren. Hier stimmt Möst zu uns ergänzt, dass der Schlüssel zur erfolgreichen Transformation Energiegemeinschaften seien, die neben wirtschaftlichen und finanziellen Aspekten auch individuelle und gesellschaftliche Treiber in den Blick nehmen.

Resümierend ein ausgesprochen anregender Abend mit hohem Alltagsbezug, der Lust auf die weitere Reihe macht.

Weitere Antworten auf glokale Zukunftsfragen geben Expertinnen und Experten bis zum Juli – mehr Informationen zur Reihe finden Sie hier.