Ruhig, besonnen und respektvoll. Was wir vom buddhistischen Zentrum lernen können

Am 2. Oktober 2025 findet die Ausstellungseröffnung „Sichtbare Vielfalt. Religionen in Sachsen“ im neuen Rathaus von Bad Gottleuba-Berggießhübel statt. Für Bürgermeister Thomas Peters (CDU) ist dies gleichzeitig ein Test – schließlich ist es die erste Ausstellung in den neu bezogenen Rathausräumen. Organisiert wird die Ausstellung in Kooperation mit der SLpB und dem Buddhistischen Zentrum Bad Gottleuba-Berggießhübel. Der Doppelkurort besteht aus zwölf Ortsteilen und liegt an der tschechischen Grenze. Im Gespräch berichtet Thomas Peters, wie er das Zusammenleben mit dem buddhistischen Zentrum und der Stadtgemeinde einschätzt und welche Rolle er als Bürgermeister im Dialog zwischen den verschiedenen Religionsgemeinschaften spielt.

 

Wenn Sie einen Gast durch Bad Gottleuba-Berggießhübel führen würden, was würden Sie denn als erstes zeigen?

Thomas Peters: Als Erstes würde ich zeigen, dass wir ein Doppelkurort sind – einmal das Moorheilbad für Bad Gottleuba und einmal das Kneippkurort für den Ortsteil Berggießhübel. Das ist unser zentrales Alleinstellungsmerkmal, das man präsentieren muss. Wir sind als Verwaltung für zwölf Ortsteile zuständig und die anderen zehn kleineren Ortsteile ebenfalls nicht aus den Augen verlieren.

Aber der Doppelkurort überstrahlt alles: die Kurkliniken, Kurparks und das schöne Freibad. Außerdem gehört der Marie-Louise-Stollen als Besucherbergwerk dazu sowie unsere medizinhistorische Sammlung, die die Kurtradition anschaulich macht. Zusammen bilden Bergbaumuseum und Kurmuseum ein Alleinstellungsmerkmal unseres Ortes.

Wenn Sie mit dem Gast am buddhistischen Tempel vorbeikommen – was würden Sie vermitteln wollen?

Thomas Peters: Hier hat eine besondere Einrichtung ihren Weg in unseren Ort gefunden, und wir freuen uns, dass das Gebäude, die ehemalige Zwieselperle, eine solche Nutzung erhalten hat. Auch in dem Sinne, dass das buddhistische Zentrum Anschluss sucht – zumindest an den Ortsteil, aber auch an die Bevölkerung insgesamt. Es ist ein offenes Haus, und das ist natürlich etwas sehr Positives.

Die Einweihung war ja 2023, und Sie waren da ja auch vor Ort. Wie würden Sie diese beschreiben?

Thomas Peters: Ja, es war wirklich sehr beeindruckend. Man konnte den Stellenwert solcher Veranstaltungen gut erkennen: das Ausschmücken des Gebäudes und der Außenanlage mit dem aufgebauten Zelt, die Gemeindemitglieder, die herausgeputzt erschienen, und natürlich insbesondere die Mönche mit ihren Gewändern und Farben, die auf ihre besondere Art die Zeremonie begleiteten. Teilweise konnte man beobachten, wie die Mönche meditierten und immer wieder in ihre Meditation zurückkehrten – das kennt man als Christ aus der Kirche so nicht, das ist schon etwas Besonderes.

Wenn man nicht zur Seite hinausgeschaut hätte auf die Silhouette des Ortsteils, hätte man fast denken können, man sei irgendwo ganz anders. Es war beeindruckend, aber auch die Freundlichkeit und Höflichkeit, das anschließende Essen und das Herumführen durch die Räumlichkeiten – all das machte den Tag zu etwas Besonderem. Ich denke, das ist eine echte Bereicherung für unsere Stadt. Wir freuen uns, dass das Gebäude eine so gute Nutzung gefunden hat – vor allem eine offene, nicht abgeschottete, wo man Menschen erreicht.

Wie nimmt Bad Gottleuba-Berggießhübel die buddhistische Gemeinde auf?

Thomas Peters: Mein Eindruck ist, dass gerade im unmittelbaren Nachbarschaftsbereich die Tradition gepflegt wird: Man wird eingeladen, wenn Feierlichkeiten stattfinden, oder um Rat gebeten, wenn es Schwierigkeiten gibt. Das kann man durchaus als gewachsen bezeichnen.

Natürlich haben wir zwölf Ortsteile, und je weiter man vom Zentrum entfernt ist, desto weniger Verbindung besteht bisher zum buddhistischen Zentrum. Sie sind ja auch noch nicht lange hier. Aber in der unmittelbaren Umgebung ist es tatsächlich schon sehr gut angekommen – das kann man festhalten, und das ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit. Das funktioniert nur durch einen freundschaftlichen Austausch in beide Richtungen, durch positive Energie und Höflichkeit. Und genau das ist dort gegeben, weshalb es so gut funktioniert.

Gab es dabei Erfahrungen oder Situationen, die sich als besonders schwierig oder herausfordernd erwiesen haben?

Thomas Peters: Ich kann mich an nichts erinnern, das herausfordernd oder schwierig gewesen wäre. Bis zu mir als Bürgermeister ist in dieser Hinsicht nichts durchgedrungen. In diesem Zusammenhang gab es meines Wissens nach keinen Protest der Bürger gegen das Zentrum. Vielmehr handelte es sich eher um Neugierde.

Kann die Stadt Ihrer Meinung nach den Dialog zwischen unterschiedlichen Kulturen und Religionen fördern?

Thomas Peters: Ja, das sehe ich tatsächlich als meine Aufgabe. Ein einfaches Beispiel: Wenn die Kirche in Bad Gottleuba einen Friedhof unterhält und wir im Ortsteil Oelsen einen städtischen Friedhof haben, geht es um Themen wie Absprachen, Baumaßnahmen oder Gebühren – da muss man miteinander sprechen. Oder ein anderes Beispiel: An einem kirchlichen Friedhof gibt es an der Rückseite ein Kriegergrab – auch hier planen wir Pflegemaßnahmen, die Absprachen erfordern.

Wenn die Kirchgemeinde eine Kirchenmauer neu bauen müsste und finanziell nicht in der Lage ist, wird das so geregelt, dass die Stadt unterstützt. Es gibt also viele Themen, bei denen wir eng verbunden sind. Zu Weihnachten etwa veranstalten wir einen Bergmannsgottesdienst mit Umzug und Knappschaften, bei dem Kirche, Stadt und Verein eng zusammenarbeiten. Auch Gedenktage, wie etwa im Januar der Tag der Opfer des Nationalsozialismus, begehen wir gemeinsam.

Wir haben viele solcher Verknüpfungspunkte und arbeiten eng zusammen. Deswegen sehe ich mich in der Rolle, zu vermitteln und Informationen zu transportieren. Ich freue mich, wenn kirchliche Veranstaltungen gut bekannt gemacht und besucht werden. Genauso freue ich mich, wenn im buddhistischen Zentrum neue Angebote geschaffen werden und gut publiziert werden. Das sind meine Themen, und ich stehe jederzeit bereit, zu unterstützen, wenn dies gewünscht ist.

Was denken Sie, könnte Ihre Stadt von dem Austausch mit der buddhistischen Gemeinde lernen?

Thomas Peters: Na ja, ich würde sagen, das Erste, was man lernen kann, ist der gegenseitige Austausch, der auf Respekt und Höflichkeit basiert. Wir leben heute in einer schnellen, hektischen Zeit und wissen, wie Debatten geführt werden – auch in Politik, Bundestag oder Landtag, wo die Debattenkultur nicht immer vorbildlich ist. Das wirkt sich aus, die Medien transportieren das, und die Bürgerinnen und Bürger nehmen es wahr.

Darunter leidet auch der Umgang, den man selbst pflegt oder den man als kommunale Institution an den Tag legt. Hier können wir vom Buddhismus einen ruhigen, besonnenen und respektvollen Umgang lernen – auch gelassener an Dinge heranzugehen.

Und was würden Sie sagen, haben Sie ganz persönlich besonders wertgeschätzt in der Zusammenarbeit bisher?

Thomas Peters: Der interkulturelle Austausch basiert auf Respekt und Höflichkeit, und man kann dabei gegenseitig voneinander lernen. Ein Beispiel, das mir von der Einweihung 2023 in Erinnerung geblieben ist, ist die Tradition mit der weißen und roten Nelke für diejenigen, die noch beide Eltern oder nur einen Elternteil haben. Dass man an so etwas denkt und bewusst damit umgeht, ist etwas Besonderes, das kennt man sonst nicht. Und das hat mich wirklich beeindruckt.

Gibt es noch etwas von Ihrer Seite, was Sie gerne teilen würden?

Thomas Peters: Also, ich würde mich freuen, wenn die buddhistische Gemeinde weiterhin zu unserem Ortsbild gehört. Dass sie ihre Schwierigkeiten und Herausforderungen, die sie gewiss auch haben, gelöst bekommt – ein großes Gebäude, bei dem hier und da etwas gemacht werden muss. Das kostet natürlich am Ende des Tages Geld. Aber auch weiterhin, dass man die Verbindung sucht – natürlich zur Stadtverwaltung, zum Bürgermeister, aber auch unmittelbar vor Ort. Ich denke, das ist das Allerwichtigste in der unmittelbaren Umgebung. Und das wird gemacht, und ich wünsche mir, dass das einfach so fortgeführt wird.

Und ich werde meinen Teil dazu beitragen, so gut es geht, und stehe natürlich immer zur Verfügung, wenn irgendwo Herausforderungen auftauchen, bei denen man vermitteln oder eine Lösung vorschlagen kann.