Pegida-Anhänger extrem misstrauisch gegen Parteien und Medien

Kassel/Dresden, 27. April 2016. Pegida-Anhänger sind größtenteils „keine Verlierer der Modernisierung“ und viele von ihnen haben nur wenige konkrete Sorgen für ihr eigenes weiteres Leben. Was sie umtreibt, sind eher auf künftige Generationen projizierte Ängste vor einer „Überfremdung“, sozialem Anstieg oder „Islamisierung“.

Das hat eine nichtrepräsentative Online-Befragung der Goethe-Universität Frankfurt am Main ergeben, die Dr. Priska Daphi nun auf einer Populismus-Konferenz in Kassel vorgestellt hat. Sie und ihre Kollegen hatten dafür rund 200 Anhänger der rechtspopulistischen Pegida-Bewegung in Dresden befragt.

Die Umfrage ist durch die recht geringe Teilnahmequote nicht repräsentativ. Viele ihrer Kernbefunde decken sich aber mit früheren Untersuchungen der Politologen Prof. Werner Patzelt und Prof. Hans Vorländer von der TU Dresden. Neu ist insbesondere den Vergleich, den Priska Daphi mit ähnlichen Umfragen unter den Anhängern anderer Protestbewegungen angestellt hat. Dabei fällt beispielsweise auf, dass der Akademiker-Anteil (inklusive Fachhochschul-Abschluss) unter den Pegidisten mit rund 35 Prozent über dem allgemeinen Bevölkerungs-Durchschnitt liegt. Aber das ist ein Phänomen, das bei vielen anderen Protestbewegungen noch ausgeprägter ist: Unter den Demonstranten gegen den Irakkrieg in den 1990ern beispielsweise lag der Akademiker-Anteil bei über 80 Prozent, bei den Demos gegen das Bahnhofsprojekt „Stuttgart21“ und das Freihandelsabkommen „TTIP“ bei jeweils rund 50 Prozent.

Was Pegida-Anhänger indes deutlicher von anderen Protestbewegungen abgrenzt, ist ihr starkes Misstrauen gegen die klassischen politischen Institutionen der bundesrepublikanischen Demokratie: Nahezu alle von ihnen misstrauen den Parteien, deutlich über 95 Prozent auch dem Bundestag, der Bundesregierung, dem Fernsehen, den Zeitungen und der EU. Im bundesdeutschen Durchschnitt und zum Beispiel bei Anti-TTIP-Demonstranten liegen diese Misstrauenswerte deutlich darunter, teils nur halb so hoch. All diese Vergleiche sind natürlich mit Vorsicht zu genießen, da die Online-Umfrage nur rund 200 Teilnehmer hatte und die anderen Umfragen nicht nach identischem Muster abliefen.

„Was die Pegida-Anhänger eint, ist ihre Abgrenzung zu Fremden und Eliten“, fasst Dr. Priska Daphi ihre Befunde zusammen. „Sie sind im Grundsatz für die Demokratie, aber messen der Meinungspluralität nur wenig Bedeutung bei.“

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