Fünftes Kapitel: Jugoslawien. Bürgerkriege und Zerfall

Die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien war ebenso wie Rumänien Mitglied der G77 und betrieb bis zum Tode des Diktators Josip Tito im Jahr 1980 einen aufwendigen Personenkult. Die Unabhängigkeit von der Sowjetunion war jedoch seit dem Bruch Titos mit Stalin im Jahr 1948 und der folgenden Blockfreiheit sehr viel weitreichender. Ähnlich wie Rumänien war Jugoslawien multiethnisch und im Zweiten Weltkrieg unter der Besatzung der Achsenmächte Schauplatz von Genoziden und ethnischen Säuberungen gewesen. In den 1980er Jahren nahmen Spannungen zwischen den Teilrepubliken und autonomen Gebieten sowie innerhalb des Präsidiums zu, das nach Titos Tod den Staat regierte.

Im Kontext der politischen Transformationen im staatssozialistischen Lager und dem Zerfall der Sowjetunion erklärten sich ab Juni 1991 die Teilrepubliken Slowenien, Kroatien, Mazedonien und schließlich auch Bosnien-Herzegowina zu souveränen Staaten. Die Jugoslawische Volksarmee versuchte durch militärische Intervention den Zerfall des Bundesstaates, der faktisch nur noch aus Serbien und Montenegro bestand, zu verhindern.

In den verschiedenen Bürgerkriegen der Jahre 1991 bis 1995 verübten Armeen und Freischärler ethnische Säuberungen und Massaker in Regionen, die sie für den eigenen Staat beanspruchten oder in denen Angehörige der nun verfeindeten Nationalitäten lebten. Durch die Entwicklungen wurden viele Orte und unzählige Familien zerrissen sowie hunderttausende Menschen zur Flucht gezwungen. Erst nach Beendigung des Kosovokriegs, in dem sich auch die NATO mit Luftangriffen beteiligte, endeten 1999 die militärischen Auseinandersetzungen um die Neuaufteilung des ehemaligen Jugoslawiens.

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