Kirchen in Sachsen: Eine historische Einordnung

1945 waren 90 Prozent der Menschen in Ostdeutschland Kirchenmitglieder, 1989 noch etwa 25 Prozent. In Sachsen, dem „Mutterland der Reformation“, führten diverse DDR-Politiken dazu, dass sich viele Menschen dort heutzutage als atheistisch bezeichnen. Maßnahmen wie die Verbannung des Religionsunterrichts aus den Schulen, die Einführung der Jugendweihe, sowie die systematische Benachteiligung von bekennenden Christen haben dazu beigetragen, dass das Christentum in der DDR ein Nischendasein führen musste. Trotz der systematischen Unterdrückung und Ausgrenzung der Kirchenmitglieder ist es dem DDR-Regime nicht gelungen zu verhindern, dass sich die Kirchen zu Orten der Opposition und des Widerstandes gegen das SED-System entwickelten und damit eine entscheidende Rolle bei der friedlichen Revolution im Oktober 1989 spielten. 2011 lag der Anteil evangelischer Christen an der Gesamtbevölkerung in Sachsen bei 22,4 Prozent, der Anteil der Katholiken bei 3,8 Prozent.

Die evangelische Kirche

Evangelische Christen in Sachsen gehören entweder zur Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, zur Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz oder zur Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche stellt mit 677.064 Mitgliedern im Jahr 2018 die bei weitem größte der evangelischen Kirchen in Sachsen dar. Mit 259 Kindergärten und 54 Schulen (2019) in kirchlicher Trägerschaft spielt die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen heute eine wichtige Rolle in der Bildungslandschaft des Freistaates. Die Diakonie Sachsen, die ebenfalls von der evangelischen Kirche getragen wird, ist einer der größten Wohlfahrtsverbände Sachsens. Sie beschäftigt im Freistaat über 18.000 Mitarbeiter sowie zahlreiche ehrenamtliche Helfer in rund 1.900 Diensten und Einrichtungen. Sozialeinrichtungen und Schulen sind neben Kirchen zentraler Bestandteil der christlichen Arbeit in Sachsen.

Es lässt sich beobachten, dass der Anteil der evangelischen Christen an der Gesamtbevölkerung Sachsens kontinuierlich abnimmt. Waren 1992 noch 27,5 Prozent der Sachsen evangelisch, so sind es 2011 nur noch 21,4 Prozent.

Die katholische Kirche

Katholische Christen in Sachsen können dem Bistum Dresden-Meißen (2018: 132.556 im sächsischen Teil), dem Bistum Görlitz (2018: ca. 14.000 im sächsischen Teil) oder dem Bistum Magdeburg (keine klaren aktuellen Zahlen für den sächsischen Teil) angehören. Der Anteil der Katholiken an der sächsischen Bevölkerung lag 2011 bei 3,8 Prozent. Zwar ist die absolute Zahl der Katholiken im Lande zurückgegangen, ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung bleibt jedoch weitgehend konstant.

Durch die Wiedervereinigung hat sich in Sachsen die Anzahl der konfessionell gebundenen Menschen nicht wesentlich verändert. Der Zulauf, den die Kirchen in Zeiten der friedlichen Revolution erhielten, wandelte sich nicht in entsprechend neue Mitglieder um, sodass nach wie vor im gesamtdeutschen Vergleich sich nur sehr wenige Sachsen einer Religion zugehörig fühlen. Bundesweit gehören 2018 ungefähr 53 Prozent der Menschen einer der beiden großen Kirchen an, im Saarland sind es 63 Prozent, in Bayern 55 Prozent, in Sachsen liegt der Anteil der Evangelischen und Katholiken 2007 bei 24,5 Prozent und damit immerhin noch über dem Schlusslicht Sachsen-Anhalt mit 19,7 Prozent.

Andere Glaubensgemeinschaften

Es gibt in Sachsen drei jüdische Gemeinden mit jeweils einer eigenen Synagoge. Die Zahl der Gemeindemitglieder hat sich – vor allem durch die Zuwanderung aus Osteuropa – von 190 im Jahr 1992 auf 2.524 im Jahr 2018 kontinuierlich erhöht.

Die Anzahl der Menschen muslimischen Glaubens in Sachsen betrug 2015 ca. 0,48 Prozent. Deutschlandweit lag der Anteil der Menschen muslimischen Glaubens bei ca. 5,5 Prozent. 

Nach dem Bevölkerungszensus von 2011 fühlen sich zudem 0,3 Prozent der sächsischen Bürgerinnen und Bürger orthodoxen Kirchen zugehörig.