Oberlausitzer Sechstädtebund als "Mini-Hanse"

Eine mitteldeutsche Besonderheit ist der Oberlausitzer Sechsstädtebund, der am 21. August 1346 ins Leben gerufen worden war und so etwas wie eine Mini-Hanse verkörperte. Er bezweckte Wohlstandsmehrung durch sicheren Handel und weitgehende Unabhängigkeit gegenüber Rittern und Landesfürsten. Lauban, Görlitz, Zittau, Löbau, Bautzen und Kamenz versicherten sich untereinander der gegenseitigen Unterstützung. Über Löbau und Zittau lief der Handel in Richtung Prag, während Kamenz, Bautzen und Lauban an der Via Regia lagen. In Görlitz traf der Verkehr zusammen, es stellte das Drehkreuz des oberlausitzischen Fernhandels dar.

Die Sechs Städte erfreuten sich – im Unterschied zu den meißnischen – einer umfangreichen politischen Autonomie unter der Oberhoheit des böhmischen Königs. Als die Sechs Städte diesem 1547 jedoch die Gefolgschaft verweigerten, führte ein als „Pönfall“ bekanntes Strafgericht zur Einbuße vormaliger Rechte. Die Blütezeit des Bundes war zu dieser Zeit bereits überschritten, obwohl die Auflösung formal erst 1815 erfolgte. Trotzdem ist in den Sechs Städten bis heute - besonders in Görlitz - der Charakter reicher alter Handelsstädte anhand der Stadtanlage und Architektur ablesbar.