Reisetagebuch Israel - Teil 2

Vom 12. bis 21. Februar 2017 befindet sich eine Gruppe der Landeszentrale auf einer Bildungsreise durch Israel. Ein Teilnehmer gibt uns hier einen kleinen Einblick in die Erlebnisse und Begegnungen der Reisegruppe.

Zweite Etappe – Maagan am See Genezareth

Erstaunlicherweise sind ca. 20 Prozent der israelischen Bevölkerung Araber. Wie die arabisch-palästinensische Minderheit integriert ist, konnten wir bei einem Besuch in Kfar Qara erfahren. In dieser Gemeinde leben etwa 18.000 Einwohner – alle mit arabischen Wurzeln. Die Israelis sind außerordentlich bemüht, ihnen eine gute Perspektive zu ermöglichen. Der Extremismus lässt sich nur dann eindämmen, wenn diese bevölkerungsreiche Minderheit in der jüdisch-israelischen Mehrheitsgesellschaft Fuß fassen kann. Dazu wird in der stark wachsenden Gemeinde viel bewerkstelligt. Beim Round-Table-Gespräch in der örtlichen Gemeindebibliothek stellte uns Badran Tayara seine Sicht auf das jüdisch-arabische Zusammenleben vor. Tayara selbst hatte in Deutschland Jura studiert und auch einige Zeit in einer rheinländischen Anwaltskanzlei gearbeitet. Seiner Meinung nach geht eine verbesserte Integration nur mit vermehrter Bildung einher. Sie sei die „Waffe für die Zukunft“. Deshalb wurden in Kfar Qara – auch mit deutscher Unterstützung – mehrere Schulen sowie andere Bildungseinrichtungen errichtet. Einen großen Wert legen die Verantwortlichen auf die Sprachausbildung. Neben der arabischen Muttersprache lernen die Kinder ab der zweiten Klasse die offizielle Amtssprache Hebräisch. Englisch, als die Lingua franca der Welt, steht ebenso auf dem Lehrplan. Dennoch sei das Zusammenleben nicht frei von Sorgen. So sei die Familienzusammenkunft mit Angehörigen aus dem Westjordanland kaum zu realisieren. Leider leben sowohl die Juden als auch die palästinensischen Araber mehr oder weniger neben aber eben nicht miteinander. Die Metapher Israels als ein „Mosaik der Weltreligionen“ gewinnt für uns immer mehr an Kontur.

Ein zugegeben etwas beklemmendes Gefühl hinterließ bei vielen uns der Besuch in Misgav-Am. Der nördlichste Kibbuz Israels liegt unmittelbar an der libanesischen Staatsgrenze. Militärische Stellungen der Hisbollah, nur wenige hundert Meter entfernt, bilden eine permanente Bedrohung für die Sicherheit der Einwohner. Joseph Isaäc Abas lebt seit vielen Jahrzehnten in Misgav-Am. Er schilderte uns die Geschichte und Entwicklung im Kibbuz. Im Jahr 1955 besiedelten die Gründungspioniere das karge Land ohne jegliche Infrastruktur. Es gab weder befestigte Straßen, noch fließend Wasser. Schritt für Schritt bauten die Siedler ihre Gemeinschaft auf, mit viel Fleiß und Durchhaltevermögen. Die Nachbarschaft zum Libanon war anfangs recht gut – die Bewohner bezeichneten ihre Nachbarn als „unsere freundlichen Feinde“. Durch einen Terrorangriff im Jahr 1980 änderte sich das Verhältnis schlagartig. In der Nacht zum Passah-Fest stürmten schwerbewaffnete libanesische Terroristen den Kibbuz, töteten einige Einwohner und nahmen mehrere unschuldige Kinder als Geiseln. Erst eine Spezialeinheit der israelischen Armee konnte dem Schrecken ein Ende setzen.

Dennoch lebt Abas auch heute noch sehr gern in seinem Kibbuz. Die Sicherheitsmaßnahmen seien nach der tödlichen Geiselnahme stark verstärkt worden. Im Notfall sei die israelische Armee innerhalb von nur zehn Minuten vor Ort. Für ihn ist Misgav-Am einer der „sichersten Orte in Israel“. Hoffen wir, dass es so bleibt!