Deutsch-Deutsche Filmtage in Hof und Plauen: insgesamt über 1000 Besucherinnen und Besucher

„Von der Teilung zur Einheit“: Unter diesem Titel fanden Mitte November die Deutsch-Deutschen Filmtage in den Partnerstädten Hof und Plauen statt – zum zwölften Mal. Gezeigt wurden insgesamt zehn Dokumentar- und Spielfilme zu Themen der jüngsten deutschen Geschichte. Die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung gehört zu den Kooperationspartnern der Filmtage, die jährlich gemeinsam von der bayerischen Stadt Hof und der sächsischen Stadt Plauen ausgerichtet werden.

Mit Dokumentation „Tod in der Ostsee“ – starteten die Filmtage in Plauen. Geschildert wurde der tragisch endende Versuch zweier sächsischer Familien, über die Ostsee nach Dänemark zu flüchten. Die Regisseurin Rikke Detlefsen und der Regisseur Jesper Clemmensen reisten für die Filmtage extra aus Dänemark an und nahmen an der Gesprächsrunde teil.

Eine weitere emotionale Geschichte folgte mit „HERstory: Wendema(n)över – Die Frauen und der Mauerfall“. Der Dokumentarfilm porträtiert Frauen, deren Wünsche und Erwartungen mit dem Fall der Mauer und der deutschen Einheit nicht erfüllt wurden. Die Gespräche mit der Regisseurin Sabine Michel führte nach den Filmvorführungen in Hof und in Plauen Dr. Roland Löffler, Direktor der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung.

Auch eine Komödie war im Programm: Der Spielfilm „Der Baulöwe“ spiegelt in amüsanter Weise die Umstände eines Hausbaus zu DDR-Zeiten wieder. Hier wurde das Publikum intensiv mit in die Diskussion nach dem Film einbezogen, um über eigene Erfahrungen mit dem Thema zu berichten. Die Dokumentation „Grüße aus der DDR“ thematisiert die Vermarktung der DDR als internationales Reiseland. Gerhard Prokscha aus Hof sprach im Rahmen der Filmvorführung über seine persönlichen Erlebnisse vor 1989, als er regelmäßig mit Reisegruppen Urlaub in der DDR machte.

Die Machenschaften der damaligen Staatssicherheit wurden in der Dokumentation „Systemversagen – Der Flugzeugabsturz von 1986 und die Stasi“ aufgedeckt. Bei diesem Unglück kamen auch Schülerinner und Schüler einer zehnten Klasse aus Schwerin ums Leben. Die Stasi setzte damals alles daran, die Unglücksursache zu vertuschen. Dr. Helmut Müller-Enbergs, Adj-Prof. am Zentrum für Kalte-Kriegs-Studien der Syddansk Universitet (Odense/Dänemark), moderierte die Gesprächsrunde mit Film-Regisseur Matthias Baerens und Frank Scheffka, dem Bruder eines Verunglückten.

Über innerdeutsche Grenzkontrollen, beschlagnahmte Westautos und gelungene Fluchten berichten Zeitzeugen in der Dokumentation „Geheimnisvolle Orte – Der Grenzübergang Drewitz/Dreilinden“. Im Gespräch mit Dr. Ludwig Unger von der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit berichtete Max Josef Strauß, Jurist und ältester Sohn des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauß, über das Leben und die Arbeit seines Vaters. Strauß hatte 1987 einen wesentlichen Beitrag für die Städtepartnerschaft Hof und Plauen.

Auch das diesjährige Stadtjubiläum – 900 Jahre Plauen – war Thema der Filmtage. Die Dokumentation „Plauen – wunderbar verwandelt“ zeigt die Geschichte Plauens über mehrere Jahrhunderte: von der Entwicklung der Wirtschaft und der Industrie bis zum Zweiten Weltkrieg, von den Ereignissen der Friedlichen Revolution 1989/90 und den folgenden Jahren bis in die heutige Zeit. Die Dokumentation „Eingesperrt – Sachsen und der Mauerbau“ stellt einen regionalen Bezug zum Vogtland und der Grenze zu Bayern her. Unter anderem wurde auch über die Aktion „Ungeziefer“ berichtet, in der Menschen in grenznahen Gebieten der DDR zwangsumgesiedelt wurden. Als Gesprächspartner waren Michael und Wolfram Ketzel anwesend, die selbst von der Zwangsumsiedlung betroffen waren.

Der Plauener Historiker Gerd Naumann begleitete die Filmtage mit seinem Fachwissen, gab zu allen Veranstaltungen eine inhaltliche Einführung und moderierte einige der Gesprächsrunden. Das Interesse an den Filmtagen war wieder überwältigend: Insgesamt nutzten in Plauen rund 1.000 Besucherinnen und Besucher das Angebot, darunter etliche Schulklassen. Ein Zeichen dafür, dass die Aufarbeitung dieser Epoche der deutschen Geschichte noch nicht abgeschlossen ist. Das Konzept, sich nach dem Film in Gesprächsrunden auszutauschen, wurde und wird von allen Generationen gern angenommen.

Neben der Aufarbeitung der Ost-West-Geschichte durch die ältere Generation ist die Vermittlung der damaligen Ereignisse an die jüngere Generation ein bildungspolitischer Auftrag.

Die Autorin dieses Beitrags ist für das Kulturreferat der Stadt Plauen tätig und mit für die Organisation der Deutsch-Deutschen Filmtage verantwortlich.