Ihre Muttersprache ist Italienisch oder Ukrainisch, Arabisch, Tigrinya oder Französisch, Russisch oder Georgisch: In der Reihe „Sprachen machen Leute“ kommen pro Jahr drei Schriftstellerinnen und Schriftsteller nach Dresden, die sich bewusst dafür entschieden haben, ihre literarischen Texte auf Deutsch zu schreiben. Im Erich Kästner Haus für Literatur lesen sie aus ihren neusten Romanen, Gedichtbänden oder Essays.

„Sprachen machen Leute“ ist eine Kooperation der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung (SLpB) mit dem Erich Kästner Haus für Literatur e.V. und wird unterstützt von der Landeshauptstadt Dresden sowie der Buchhandlung Thalia Dresden - Haus des Buches.

Die Mehrsprachigkeit wird in einer pluralen Gesellschaft zunehmen: Die meisten der nach Dresden eingeladenen Autoren und Autorinnen sind als Kinder oder Jugendliche mit ihren Familien nach Deutschland, Österreich oder in die Schweiz eingewandert. Und haben neben den Sprachen ihrer Familien oder ihrer Herkunftsländer auch unterschiedlichste kulturelle Prägungen mitgebracht. Oft sind sie Kennerinnen und Kenner sowohl der deutschsprachigen literarischen Tradition als auch der Literaturen anderer Sprachräume.

Literatur und Dichtung tragen zum Dialog und vielstimmigen Austausch innerhalb einer Gesellschaft bei. Sprache spielt bei der Beteiligung am öffentlichen Diskurs eine wichtige Rolle. Wer sich äußert, gestaltet auch mit. Unsere Reihe zeigt daher zum einen das integrative Moment der deutschen Sprache, zum anderen vermittelt sie ein Bewusstsein für Vielfalt, Interkulturalität und für kulturellen Transfer.

„Sprachen machen Leute“ bietet den Raum für Fragen, die uns in den kommenden Jahren beschäftigen werden: Was ist das verbindende Element einer pluralen Gesellschaft? Wie gestalten wir in einer mehrsprachigen Gesellschaft das Zusammenleben? Teilnehmende sind herzlich zu den Lesungen und den daran anschließenden Diskussionen eingeladen.

Veranstaltungskalender

Lesung Francesco Micieli - „1,5 Grad Celsius"

20.06.2023, 19:00 - 21:00 Uhr

Francesco Micieli wurde 1956 in Santa Sofia d’Epiro (Italien) geboren. Er studierte Romanistik und Germanistik in Bern, Florenz und Cosenza und arbeitete als Regisseur, Schauspieler und Theaterleiter. Heute lebt er als freier Schriftsteller in Bern, arbeitet als Dozent an der Hochschule der Künste Bern und an der Schule für Gestaltung Bern/Biel. Sein literarisches Schaffen wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und in verschiedene Sprachen übersetzt.

Lesung Olga Martynova - "Gespräch über die Trauer"

26.09.2023, 19:00 - 21:00 Uhr

Olga Martynova, 1962 bei Krasnojarsk in Sibirien geboren, wuchs in Leningrad auf, studierte russische Sprache und Literatur; 1991 zog sie nach Deutschland. Sie schreibt Gedichte (auf Russisch) und Essays und Prosa (auf Deutsch). Mit ihrer Lyrik war Olga Martynova auf der Longlist für den Russischen Preis 2009, mit ihrem Roman-Debüt „Sogar Papageien überleben uns“ kam sie auf die Longlist des Deutschen Buchpreises und auf die Shortlist des Aspekte-Preises. 2011 erhielt sie den Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis und den Roswitha-von-Gandersheim-Preis. 2012 wurde sie mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet. "Gespräch über die Trauer" erschien am 26.7.2023 im S. Fischer Verlag.

Lesung Lena Gorelik – „Wer wir sind“

14.11.2023, 19:00 - 21:00 Uhr

Lena Gorelik, 1981 in St. Petersburg geboren, kam 1992 mit ihren Eltern nach Deutschland. Ihr Roman „Hochzeit in Jerusalem“ (2007) war für den Deutschen Buchpreis nominiert, der viel­gelobte Roman „Mehr Schwarz als Lila“ (2017) für den Deutschen Jugendbuchpreis. Regel­mäßig schreibt Lena Gorelik Beiträge zu gesellschaftlichen Themen, u.a. für die Süddeutsche Zeitung oder Die Zeit. Sie lebt in München. Ihr Buch "Wer wir sind“ erzählt, wie eine Frau zu sich findet – und wer wir im heutigen Deutschland sind. Ein autobiografischer Roman, der zeigt, dass die Identität gerade im Zwiespalt zwischen Stolz und Scham, Eigensinn und Anpassung, Fremdsein und allem Dazwischen stark wird.