Neben den Kenntnissen im Bereich der politischen Bildung, die durch die Schule im Fach Gemeinschaftskunde vermittelt werden, haben junge Menschen auch die Möglichkeit, sich im außerschulischen Bereich in den verschiedensten Einrichtungen politisch zu bilden. Diese so genannte außerschulische politische Jugendbildung verfolgt im Wesentlichen dieselben Ziele wie die politische Erwachsenbildung: Es sollen Kenntnisse über politische Strukturen und Prozesse vermittelt, die Kritik- und Urteilsfähigkeit der Jugendlichen gestärkt und schließlich auch zur aktiven Teilnahme am politischen Geschehen motiviert werden. Politische Jugendbildung soll „jungen Menschen Kenntnisse über Gesellschaft und Staat, europäische und internationale Politik einschließlich der politisch und sozial bedeutsamen Entwicklungen in Kultur, Wirtschaft, Technik und Wissenschaft vermitteln. Sie soll die Urteilsbildung über gesellschaftliche und politische Vorgänge und Konflikte ermöglichen, zur Wahrnehmung eigener Rechte und Interessen ebenso wie der Pflichten und Verantwortlichkeiten gegenüber Mitmenschen, Gesellschaft und Umwelt befähigen sowie zur Mitwirkung an der Gestaltung einer freiheitlich-demokratischen Gesellschafts- und Staatsordnung anregen.“ (aus: Kinder- und Jugendplan der Bundesregierung vom 12. Oktober 2016)

Politische Jugendbildung findet in Sachsen unter schwierigen Rahmenbedingungen statt. Der seit Jahren stetige Geburtenrückgang und der Trend zur Abwanderung von vor allem jungen Menschen haben dazu geführt, dass der Freistaat Sachsen 2019 bundesweit mit einem Altersdurchschnitt von 46,6 Jahren die drittälteste Bevölkerung hat. Unterschiedliche Prognosen gehen davon aus, dass auch in Zukunft die sächsische Bevölkerung weiter schrumpfen und altern wird (weitere Details siehe "Demografie und ländlicher Raum"). Angesichts dieser demographischen Entwicklung und der zunehmenden Alterung der Gesellschaft ist es besonders wichtig, dass junge Menschen lernen, ihre Wünsche und Interessen in angemessener Weise im Prozess der politischen Willensbildung zu artikulieren. Gelingt dies nicht, so kann es alleine schon aufgrund der zahlenmäßigen Überlegenheit der älteren Generation zu einer einseitigen Ausrichtung der Politik an den Interessen der Älteren und damit zu künftigen Generationenkonflikten kommen.

Deutschlandweit ist das Interesse von Jugendlichen für Politik eher gering, die politische Bildung konkurriert mit einer Vielzahl anderer Freizeitangebote für Jugendliche. Studien der letzten Jahre belegen, dass das Engagement von Jugendlichen in Vereinen, Verbänden und Parteien zwar kontinuierlich zurückgeht, junge Menschen sich aber verstärkt in offenere, projekt- und themenbezogene Beteiligungsprozesse einbringen. Auch zeigen immer mehr Jugendliche politisches Interesse. Im Vergleich zu nur 30 Prozent im Jahr 2002 bezeichnen sich 2015 rund 41 Prozent der Jugendlichen als „politisch interessiert“ (siehe Shell Jugendstudie 2015). Jugendliche, die sich als politisch interessiert bezeichnen, informieren sich zu 74 % aktiv über Politik. Wer sich hingegen wenig oder gar nicht für Politik interessiert, tut dies nur zu 10 %. Politisches Interesse und politische Kompetenz gehen an dieser Stelle Hand in Hand. Weiter stellte die Shell Jugendstudie von 2015 fest, dass 73 % der Jugendlichen mit der Demokratie in Deutschland "zufrieden" sind. Bei der letzten Shell Jugendstudie 2010 traf dies nur für 63 % und 2002 für 60 % zu. Als "eher" oder "sehr unzufrieden" bezeichnen sich 23 %. 2010 waren es 34 %, und 2002 gaben dies 35 % an. 

Politisch relevant ist, dass die nach wie vor vorhandenen Ost-West-Unterschiede geringer geworden sind. 77 % der Jugendlichen aus dem Westen und inzwischen ebenfalls 54 % der Jugendlichen aus dem Osten (inkl. Berlin) äußern sich zufrieden mit der Demokratie. Bei den Shell Jugendstudien seit 2002 hatten sich die Jugendlichen aus dem Osten noch mehrheitlich unzufrieden geäußert. Vergleichbares gilt auch für die Frage nach der Zufriedenheit mit der Demokratie als Staatsform. Diese halten 85 % der Jugendlichen, 87 % in den westlichen und 74 % in den östlichen Bundesländern, für eine gute Staatsform. Über die Ursachen dieses Stimmungsumschwungs und die Frage, ob er durch Maßnahmen der politischen Jugendbildung herbeigeführt wurde, lässt sich nur spekulieren. Fest steht zumindest, dass die Überzeugung des Einzelnen, über politische Einflussmöglichkeiten zu verfügen, ein wichtiger Baustein für die Akzeptanz der Demokratie ist.