Sächsische Kunst- und Kulturgeschichte

Die Vielfalt der sächsischen Regionen spiegelt sich in der Kultur des Landes wider. Dresden und Leipzig spielen dabei eine herausragende Rolle. Von Weltruf sind insbesondere die in der sächsischen Kulturgeschichte verankerten musikalischen Leistungen berühmter Künstler und Interpreten. Johann Sebastian Bach lebte und wirkte lange Jahre in Leipzig, Carl Maria von Weber komponierte seinen Freischütz während seiner Dresdner Zeit. Richard Wagner stammte aus einer Leipziger Familie und stand während des Maiaufstandes 1849 in Dresden auf den Barrikaden. Musikalische Institutionen mit teilweise uralter Tradition und Weltruf sind zum Beispiel das Gewandhausorchester Leipzig (gegründet 1743), die Dresdner Philharmonie (gegründet 1870), die Sächsische Staatskapelle (gegründet 1548) sowie die Semperoper Dresden (eröffnet 1841 bzw. 1878). In einem alten und befruchtenden Wettbewerb stehen die Knabenchöre des Dresdner Kreuzchores (Tradition geht bis 1300 zurück) und des Leipziger Thomanerchores (gegründet 1212).

Im Bereich der Bildenden Künste sind aus der Zeit August des Starken (reg. von 1694-1733) der Maler Bernardo Bellotto (genannt Canaletto), der Baumeister Matthäus Daniel Pöppelmann oder der Goldschmied Melchior Dinglinger von großer Bedeutung. Caspar David Friedrich steht für den Realismus in Sachsen, die Künstlergruppe „Die Brücke” für den Expressionismus. In der Literatur waren Schiller, Goethe, Ludwig Tieck, Gerhard Hauptmann, Erich Kästner oder Victor Klemperer eng mit Dresden verbunden.

Sächsische Kunst und Kultur der Gegenwart

Diese Reihe historischer Kunst- und Kulturbeispiele ließe sich beliebig erweitern, wobei insbesondere die in den Regionen fest verwurzelte Volkskunst und neue Kulturformen zu berücksichtigen wären.

Heutzutage zieht die reiche sächsische Kunst- und Kulturlandschaft Touristen aus aller Welt nach Sachsen. Ob in Spielstätten von Weltrang, mit renommierten Klangkörpern und Ensembles - international beachtete Theater- und Musikevents, hochkarätige Festivals sowie Museen und Ausstellungen stehen für sächsische Hochkultur.

So breiten rund 500 Museen in Sachsen ihre gesammelten Schätze kunstvoll aus, jährlich finden über 40 renommierte Musikfestivals statt und 2 UNESO-Welterbestätten heben Sachsens Kulturschätze auf eine internationale Ebene. Die Hochschule für Bildende Künste und die Palucca Hochschule für Tanz in Dresden, sowie die Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy" in Leipzig sorgen für exzellent ausgebildeten Nachwuchs in Sachsens Kunst- und Kulturschmiede. 

An Diversität und Kreativität steht die heutige sächsische Kunst- und Kulturszene also den berühmten Vorgängern in der Geschichte in nichts nach. 

Kulturräume

Nach den Umbrüchen des Jahres 1989 sahen sich die Kommunen und Landkreise in Sachsen mit der Herauforderung konfrontiert, selbst die Trägerschaft und damit auch die Kosten für ihre kulturellen Einrichtungen übernehmen zu müssen.

Vor diesem Hintergrund trat am 1. August 1994 in Sachsen ein Kulturraumgesetz in Kraft, das die Kulturpflege erstmalig in Deutschland als Pflichtaufgabe der Gemeinden und der Landkreise mit Gesetzesrang festschreibt. Mit diesem Gesetz wurde ein neues Modell der Kulturpolitik verwirklicht, das ihren Stellenwert verbessern, der kulturellen Tradition des Landes gerecht werden und eine angemessene finanzielle Beteiligung des Freistaates garantieren soll. Der Ansatz des Kulturraumgesetzes betont die regionale Bedeutung kultureller Einrichtungen über die Stadtgrenzen hinaus, sodass im Prinzip eine höhere Verantwortung kleinerer Gemeinden für die Kulturpflege größerer Gemeinden, an denen sie teilhaben, vorausgesetzt wird. In Form von Kulturzweckverbänden wurden Kulturpflege und -förderung damit auf eine neue Grundlage gestellt. Das Kulturraumgesetz trat 1994 für vorerst zehn Jahre in Kraft, wurde dann verlängert und schließlich am 1. August 2008 im Zuge der Anpassung an die Auswirkungen der Kreisgebietsreform ohne eine zeitliche Befristung neu verabschiedet. Im Einzelnen wird unterschieden zwischen den „urbanen Kulturräumen“ Chemnitz, Dresden und Leipzig sowie den weiteren fünf ländlichen Kulturräumen Vogtland-Zwickau, Erzgebirge-Mittelsachsen, Leipziger Raum, Elbtal-Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und Oberlausitz-Niederschlesien (Sächsisches Kulturraumgesetz/SächsKRG §1). Die fünf ländlichen Kulturräume sind als Zweckverbände konstituiert, deren Mitglieder sich aus den zugehörigen Landratsämtern sowie im Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien zusätzlich durch die Stiftung für das sorbische Volk zusammensetzen.

Zur Finanzierung der Aufgaben der Kulturräume sichert der Freistaat jährlich Zuwendungen in Höhe von mindestens 86,7 Mio. Euro zu, dieser Beitrag liegt mittlerweile aber meist darüber. So unterstützt das Land die Kommunen bei der Finanzierung der Kultur 2018 mit insgesamt 104,7 Millionen Euro. Des Weiteren sind die Kulturräume berechtigt, eine Umlage von ihren Mitgliedern zu erheben, wovon alle Kulturräume außer den „urbanen Kulturräumen“ Gebrauch machen. Je größer die Einwohnerzahl der einzelnen Kreise und Kreisfreien Städte, desto mehr finanzielles Gewicht entfällt auf die kulturellen Angelegenheiten.  Im Ländervergleich nimmt der Freistaat Sachsen 2015 mit 211,62 Euro öffentlicher Ausgaben für Kultur je Einwohnerin und Einwohner die Spitzenposition ein, das Schlusslicht bildet 2015 Rheinland-Pfalz mit 64,33 Euro. 

Für den Doppelhaushalt 2019/2020 sind für das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst über 4 Milliarden Euro vorgesehen.

Weitere Informationen

  • Hermann Glaser, Deutsche Kultur 1945-2000, München/Wien 1997.
  • Peter Grohmann (Hg.), Erstes sächsisches Kulturbuch, Dresden 1999.
  • LAG Soziokultur/Sächsische Landeszentrale für politische Bildung (Hg.), Soziokultur in Sachsen. Ein gesellschaftliches Experimentierfeld, Dresden 1998.
  • Joachim Menzhausen, Kulturgeschichte Sachsens, Sonderausgabe für die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung, Dresden/ Leipzig 2008 (erhältlich bei der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung).
  • Walter Schlesinger (Hg.), Sachsen, (Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Bd. 8), Stuttgart 1990.
  • Hörbuch Literarturlandschaft Sachsen, "Berührungslos verlosch im Baum der Schnee", Lyrik & Prosa Stimmen aus Sachsen (CD ausleihbar in der Bibliothek der Sächsischen Landezentrale für politische Bildung).
  • Sächsisches Staatministerium für Wirtschaft und Arbeit (Hrsg.): Kulturwirtschaftsbericht 2008, Dresden 2009.
  • Vogt, Mathias Theodor (Hrsg.): Kulturräume in Sachsen. Eine Dokumentation, Leipzig o.J., 1995.

Sächsisches Kulturraumgesetz (in der Fassung vom 04.12.2018):

 

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