Hallo Brüssel, Teil 1

Ein freundliches Hallo in die Heimat. Endlich, endlich, endlich geht es los – das große Abenteuer Brüssel. Meine Aufgabe dort: hospitieren, alles mitbekommen und so viele Eindrücke wie möglich sammeln, Kooperationspartner treffen und die Augen offen halten, darüber berichten, alles dokumentieren und auf Facebook und über den Blog der Landeszentrale mit allen Interessierten teilen.

Hallo Brüssel!

Ein freundliches Hallo in die Heimat. Endlich, endlich, endlich geht es los – das große Abenteuer Brüssel.

Meine Aufgabe dort: hospitieren, alles mitbekommen und so viele Eindrücke wie möglich sammeln, Kooperationspartner treffen und die Augen offen halten, darüber berichten, alles dokumentieren und auf Facebook und über den Blog der Landeszentrale mit allen Interessierten teilen.

Damit Sie alle eine Vorstellung von Brüssel bekommen, beschreibe ich gleich einmal die Gegend, in der ich zurzeit wohne.

Ich wohne in der Nähe des Yserplein. Der Yserplein ist, wenn man auf dem Stadtplan von Brüssel nachsieht, der nördlichste Punkt  des sogenannten „Fünfecks“, in dem wiederum die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu finden sind. Kurz gesagt, ich wohne am äußersten nördlichsten Rand des Stadtzentrums. Die direkte Nachbarschaft ist multikulturell und auch wenn man – wie ich – nur radebrechend Französisch spricht, sind die Menschen dort sehr hilfsbereit. Das am häufigsten genutzte Verkehrsmittel ist sicherlich die Métro und die nächste Station liegt ca. 4 Minuten von meiner Wohnung entfernt.

Brüssel ist natürlich eine sehr große Stadt, wenn man die Vororte mit dazu zählt, kommt man bestimmt auf ca.1 Million Einwohner. Wo kommen diese Menschen aber alle unter?

Brüssel bietet zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten. Von Zimmern zur Untermiete in privaten Haushalten, Hotels, WGs, Apartments,  Studios oder Ferienwohnungen für den großen Geldbeutel ist eine Menge dabei. Für den schmalen eher weniger. Da heißt es suchen, suchen, suchen.  Als ich vor fünf Jahren das erste Mal in Brüssel gelebt und gearbeitet habe, wohnte ich zur Untermiete bei einem Kirchenmusiker im Osten der Stadt. Ganz stolz zeigte er mir seine Waschmaschine und erklärte zugleich, das eben nicht in jeder Wohnung ein Anschluss dafür vorhanden sei bzw.  ein nicht unerheblicher Teil der Brüsseler gar keine Waschmaschine besitzt. Das konnte ich mir damals schon nicht so richtig vorstellen und kann es heute noch sehr viel weniger. Gleichwohl, da scheint etwas dran zu sein. Es gibt Nachbarschaften und Stadtviertel, in denen die Anzahl der Waschsalons größer ist als die Anzahl der Container für Recycling.

Eine Million Menschen. Auf kleinem Raum. Allerdings muss man in den Sommermonaten feststellen, dass die Stadt nahezu wie leer gefegt scheint. Menschen, die in der Kommission arbeiten oder in anderen europäischen Einrichtungen und Institutionen verlassen die Stadt und kehren in ihre Heimatländer oder –städte zurück. Übrig bleiben zumeist Referendare, Hospitanten und die unzähligen Praktikanten, Studenten und Sprachschüler.

Naht der erste September, dann füllen sich Métro und Busse und Straßenbahnen (die hier Pre-Métro heißt) in dem Maße, dass sogar extra Personal eingesetzt werden muss, das darauf achtet, dass die Türen ordentlich schließen.

Das bringt mich zum nächsten Punkt. Die Métro an sich ist ein sehr zuverlässiges aber auch ein sehr gefährliches  Verkehrsmittel. Türen blockieren – keine gute Idee. Noch schnell in den Wagen springen, obwohl das Abfahrtsignal deutlich zu hören war – eine ziemlich schlechte Idee. Bei sich schließenden Türen ein- oder aussteigen wollen – eine sehr, sehr, sehr schlechte und lebensgefährliche Idee. Manch einer konnte sich gerade noch rechtzeitig befreien, musste allerdings auf Jacke oder Pullover verzichten. Wieder andere hatten nicht so viel Glück, mit dem Schrecken davonzukommen.  Und hier erkennt man auch, wer Brüsseler ist und wer nicht. Während, zumindest meinen Beobachtungen zufolge, die Brüsseler relativ entspannt ans Ein- uns Aussteigen herangehen, sind Zugezogene da ein wenig hektischer.

Generell scheinen Brüsseler alles etwas entspannter zu sehen – nur nicht das Autofahren. Ich weiß es nicht mit Sicherheit, aber für Fahranfänger ist Brüssel so ziemlich der stressigste Ort. Da reicht es schon, sich nicht gut auszukennen, sofort gibt’s ein Hupkonzert. Und zwar ein ziemlich energisches.

Wobei ich mich dann schon frage, warum das so ist. Immerhin stehen mancherorts Lieferwagen nahezu quer in den kleinen Seitenstraßen oder es wird mal „kurz“ auf der Busspur gehalten und damit sowohl Bus als auch nachkommende Fahrzeuge blockiert. Von der Behinderung der Fahrgäste, die auf dem Weg zur Arbeit sind und geschlagene 10 oder mehr Minuten warten müssen, bis sie endlich aussteigen dürfen, einmal ganz abgesehen.

Aber, das sind die kleinen, alltäglichen Dinge, auf die man hier so gefasst sein muss. Meine Vermieterin sagte gleich an meinem ersten Tag, dass in Belgien die Dinge anders laufen als zum Beispiel in Deutschland. Stimmt. Zumindest in Brüssel. Da beginnt der Arbeitstag nicht vor 9.30 Uhr. Und selten endet er vor 21 Uhr. Das hängt aber mit den zahlreichen Terminen und Einladungen zusammen, die man hier sehr gern wahrnimmt. Es vergeht kaum ein Tag, an dem man nicht zu einer Mittagsdiskussion (lunch debate), zu einem Vortrag oder einer Rede von Persönlichkeiten eingeladen wird. Bisweilen habe ich 18 solcher Einladungen erhalten, ich bin aber gerade mal zwei Tage hier im Büro und werde insgesamt nur drei Wochen da sein…

Der effektive Umgang mit Zeit ist hier also sehr wichtig. Ausschweifendes Drumrumreden – gibbet nicht. Stattdessen: Fakten. Wer? Wie? Was? Wann? Wo? Warum? Das sind die sechs wichtigen Ws, die maximal je einen Satz in der Beantwortung in Anspruch nehmen dürfen, will man sich nicht die Ungeduld (und davon gibt es in Brüssel sehr viel) der anderen zuziehen.

Anders ist es hingegen in Belangen der Gastfreundlichkeit. Da wird lang und breit erklärt, ausschweifend gezeigt und erörtert, geduldig zugehört und mindestens genauso geduldig jede Frage beantwortet.

So wie am Sonntag. Ich war am Großen Platz (einer meiner Kollegen heißt übrigens Platz mit Nachnamen, ich darf nicht so oft die deutsche Bezeichnung verwenden, sonst steigt ihm das vielleicht zu Kopf… obwohl, verdient hätte er eine solche Bezeichnung ab und an schon mal, immerhin stemmt er unsere gesamte Öffentlichkeitsarbeit) und tat dort, was ich am liebsten tue: beobachten, fotografieren, filmen. Und siehe da – eine Reisegruppe. Diese Gruppe hielt sich ganz besonders lang auf dem Grande Place auf – also im Vergleich zu den 5 anderen, die ich zur gleichen Zeit sah. Nach unzähligen Fragen und Erklärungen, konnte der arme Reiseführer endlich weitergehen. Übrigens, der Grande Place ist seit 1998 in das Unesco Weltkulturerbe aufgenommen.

A bientôt.