53 Studenten schlüpfen heute in die Rolle von Abgeordneten. Spielend werden sie den Sächsischen Landtag kennen lernen. Vorkenntnisse haben die Wenigsten. Sie kennen die Fernsehbilder von leeren Parlamentsbänken und können die Arbeit des Landtages kaum beurteilen. Das soll sich ändern. Unser Planspiel "Mittendrin im Landtag" zeigt ein realistisches Bild von Politik. Die Spielregeln sind dem politischen Alltag nachempfunden. Nur wer sie beherrscht, wird seine Gesetze durchbringen.

Die Bürger haben entschieden

Das Spielszenario beginnt am Wahlsonntag. Die Konservativen, Freiheitlichen, Sozialen und Ökologischen schaffen es in den Sächsischen Landtag. Die Konservativen stellen die stärkste Fraktion. Weil es zum Regieren aber nicht reicht, schmieden sie mit den Freiheitlichen eine Koalition. Bei der inneren Sicherheit und der Bildungspolitik liegen sie trotzdem weit auseinander. Hier sind die Freiheitlichen der Opposition näher.

Im Spiel müssen die Abgeordneten nun die Wahlversprechen umsetzen. Für die Regierungskoalition steht eine Verschärfung des Polizeigesetzes, die Lockerung der Ladenschlusszeiten und die Einführung von Studiengebühren ganz oben auf der Agenda. Die Opposition kämpft für längeres gemeinsames Lernen und kostenfreies Obst an sächsischen Schulen. Für die Teilnehmer eröffnet das Szenario viele Möglichkeiten.

Die Sitzung ist eröffnet

Zuerst losen die Schüler ihre Rollen. Katharina Puls sitzt für die nächsten sechs Stunden als Bio-Bäuerin für die Ökologischen im Landtag. Erik Putzke wird Fraktionsvorsitzender der Konservativen. Es gibt Minister, Parlamentarische Geschäftsführer und Journalisten. Rollenkarten geben Informationen und Anweisungen zur jeder Rolle.

Nicht alle sind mit ihrem Los glücklich. Manche streben nach höheren Ämtern oder finden andere Fraktionen reizvoller. Trotzdem lassen sich alle auf das Spiel ein. Die Teilnehmer ziehen sich zur ersten Fraktionssitzung zurück und bestimmen ihre Experten für Bildungs-, Innen- und Sozialpolitik. Die diskutieren Anträge und stimmen sich mit den Fraktionskollegen ab.

Es folgen die Ausschusssitzungen. Hier zeigt sich schnell: Die Regierungskoalition kämpft um Zusammenhalt. Das neue Polizeigesetz geht den Freiheitlichen zu weit.

Die Presse spekuliert

Die Journalisten beobachten das politische Tauziehen und legen mit spitzen Kommentaren den Finger in die Wunde. Es bleibt nicht verborgen, dass Soziale und Freiheitliche beim längeren gemeinsamen Lernen und den Studiengebühren gemeinsame Wege suchen. Da sei nichts dran, erklären die Fraktionsvorsitzenden. Dementis klingen anders.

Eine zweite Fraktionssitzung dient letzten Korrekturen. Auf den Gängen verhandelt man. Von Spiel kann keine Rede mehr sein. Die Teilnehmer ringen um Mehrheiten. Sechs Änderungsanträge sind die Folge. Die Fraktionschefs führen letzte Gespräche und die Sprecher feilen an ihren Reden.

Bruch der Koalition

Zuerst das Polizeigesetz. Die Konservativen kommen den Freiheitlichen entgegen. Die Mehrheit steht. Beim Ladenschluss revanchieren sich die Koalitionäre. Auch bei den Studiengebühren geht es für die Koalition nach Plan. Beim Antrag der Sozialen für ein längeres gemeinsames Lernen in sächsischen Schulen kippt die Stimmung in der Koalition. Die Freiheitlichen stimmen nicht dagegen. Sie enthalten sich.

Die Debatte nimmt Fahrt auf, die Zwischenfragen häufen sich, neue Mehrheiten liegen in der Luft. Ökologische und Soziale sind sich einig, kostenfreies Schulobst ist gesund für die Schüler und gut für sächsische Obstbauern. Der Freistaat soll es finanzieren. "Ein Unding" ruft Eva Adler von den Freiheitlichen, "jeder soll selbst entscheiden, was er isst." Das finden auch die Konservativen, aber die Obstbauern wiegen schwerer. Die Koalition zerbricht.

Politik im Zeitraffer

Sechs Stunden für fünf Gesetze sind Politik im Zeitraffer. Auch das Szenario verkürzt auf die wesentlichen Akteure und Strukturen. Aber die Teilnehmer wissen nach dem Spiel, wie der Sächsische Landtag funktioniert. Ausdauer, Argumente und Mehrheiten zählen, politische Gegner müssen keine Feinde sein und leere Sitze im Plenum sind kein Beleg für Untätigkeit. So wird Wissen aktiv und spielerisch erschlossen. Das Planspiel zeigt mit seinen unterschiedlichen Rollen den Teilnehmern neue Perspektiven und regt zum Nachdenken an. Manchmal spontan, erstaunlich und für das Hohen Haus ungewöhnlich: "Politik ist geil.“